Sehr spannend. In Äpfeln befinden sich bis zu 300 unterschiedlicher Aromastoffe. Die aromatische Vielfalt ist neben der geschmacklichen und der Vielfalt der Textur oder Konsistenz enorm. Damit ist der Apfel vom Genusswert eines der unterschätztesten landwirtschaftlichen Produkte. Es gibt wohl mehr unterschiedlichen Apfelsorten als Rebsorten. Im Gegensatz zu Äpfeln werden Reben und Wein in den Genusshimmel gehoben. Äpfel dagegen trotz ihrer großen aromatischen Vielfalt fast ein wenig verkannt finde ich.

Man isst einen Apfel meist zwischendurch, zum Beispiel als Pausenapfel. Das geschieht in der Regel nicht bewusst, im Sinne von „Ich genieße jetzt einen Apfel“. Anders bei Schokolade – diese lässt man auf der Zunge zergehen und genießt. Der Apfel wurde und wird derzeit lediglich als gesund und weniger als Genuss vermittelt.

Viele Aromen des Apfels sitzen bereits auf der Schale. Als erstes sollte man deshalb am Apfel selbst riechen. Dann schneidet man ihn in Schnitze und riecht am Fruchtfleisch. Das Aroma des Fleisches unterscheidet sich von dem der Schale. Mit dem ersten Biss erschließt sich die Unterschiedliche Konsistenz oder Textur. Es lohnt sich einen Apfel lange zu kauen, um das volle Aromaerlebnis wahrzunehmen. Je länger gekaut wird umso mehr werden Aromen frei, die im Fruchtfleisch oder in der Schale eingeschlossen waren. 

Ein frisch gepflückter Apfel ist ein tolles Erlebnis. Das Aroma eines Apfels wird größtenteils am Baum gebildet. Allerdings benötigen einige Apfelsorten etwas Lagerzeit damit sie genussreif sind. Denn Äpfel reifen nach. Holt man einen Golden Delicious beispielsweise im Frühjahr aus dem Lager, dann ist er würziger und hat die typische Fenchelnote, die er im Herbst noch nicht hat, dann ist er eher grün-wachsig von der Aromatik. Ich mag es sehr, wenn der Apfel über die Reifezeit verschiedene Aromen zeigt. 

Konsumenten assoziieren mit der Farbe bestimmte Eigenschaften. Gelb steht für leicht mehlig, reif und süß. Grün wird mit sauer assoziiert. 

Davon kann man nicht ausgehen. Es gibt Sorten, die sind goldgelb und wirklich sauer. Gerade erst habe ich eine Sorte probiert, die dunkelrot ist und ein grün-grasiges Aroma hat. Das macht es spannend, denn in diesem Moment funktionieren die Prägungen, die sich über die Jahre bei den Leuten entwickelt haben nicht mehr. Das schafft Offenheit und weckt das Interesse sich mit dem Apfel neu sensorisch auseinanderzusetzten.